Abstrakt: | Das Plesser Dekanat bewahrte bis Ende des 19. Jh. eine Reihe von typischen
Merkmalen, die auch für andere Gegenden von Oberschlesien
charakteristisch sind und deshalb bis zu einem gewissen Grade als allgemeine
Wesenszüge des Landes angenommen werden können. Als Quelle
für diesen Artikel wurden die Visitationsprotokolle der Erzpriester und
die PfarrVermeidungen in der Pfarrei Pszczyna aus den Jahren 1875—1914
ausgenutzt.
Am Ende des 19. Jh. stand die Seelsorge vor einer grossen Erneuerung
auf dem Gebiete der Teilnahme am eucharistischen Mahle.
Diese Erneuerung — Vorzeichen waren schon da — wurde dann durch
die grossen päpstlichen Dokumente über die Öftere hl. Kommunion (1905)
und die Frühkommunion (1910) gekrönt. Doch in Pless musste man mit
grossen Problemem kämpcen. Man war sich einer sehr schwachen Teilnahme
am sonntäglichen Gottesdienst bewusst, besonders wegen Mangel
an grösseren Kirchen (die bestehenden waren zu klein, um alle aufzunehmen),
auch die Entfernung der Dörfer von der Pfarrkirche war meist gross.
Diese Zeit ist jedoch sehr interressiert an verschiedenen paraliturgischen
Andachten, besonders an den marianischen. Man kann das anhand zahlreicher
Bruderschaften und Vereine beobachten (Lebendiger Rosenkranz,
der hl. Familienverein u.a.). Man muss hier auch die rege Verbindung
zwischen Pless und Krakau unterstreichen. Sehr viele Gläubige nahmen
an Exerzitien in Krakau teil, die von den Lazaristenpatern organisiert
wurden. Zu dieser Zeit musste man auch teststellen, dass der Kulturkampf
zu einem anderen Resort des religiösen Lebens viel beigetrgen hat. Man
hat nämlich den Kindern in der Schule die deutsche Sprache aufgezwungen.
Folgedessen wurde der Beicht-und Kommunionuterrieht aus der
Schule in die Kirche verlegt. Dies ergab den Vorteil, dass der Empfang
der Erstkommunion nicht mehr mit der Schulentlassung verbunden war,
sondern früher stattfinden konnte.
Die Visitationsprotokolle und Kanzelvermeldungen notieren u.a. einige
Folgen der Trinksucht. Zwar wurde die Gefahr des Alkoholismus schon
einigermassen beherrscht durch die Abstinenzaktion des Piekarer Pfarrers
Fitzek (Mitte des 19. Jh.) und des Tichauer Pfarrers Kapica (Anfang des
20. Jh.). Die Gefahr war aber immer noch akut. Die Materialquellen weisen
auch auf die Gefahr eines religiösen Indifferentismus, der mit den
moralisch-religiöse Bild des Dekanates ist die Zahl der unehelichen Kinder,
die von den Erzpriestern in den Visitationsprotokollen notiert wurden. |