Abstract: | Sätze wie Doris Lessing betätigt sich als Kassandra. („Der Spiegel“ 8 / 2008: 168),
Günter Grass ist der Krösus des Buchmarktes […]. (tagesspiegel.de, 20.04.2006), Nowy
Kennedy porwał berlińczyków. (rp.pl, 25.07.2008), Strzeż się donżuana! („Twój Styl“
6 / 2000: 112), in denen Personennamen ihre primäre identifizierende Funktion
zugunsten einer appellativischen aufgeben und der sekundären Nomination dienend
zu Deonymen werden, sind in der deutschen und polnischen Print- und
Onlinepresse keine Seltenheit. Der Umfang des deonymischen Wortschatzes ist
durchaus beachtlich, wenn auch die onymische Basis mancher Lexeme nicht jedem
Sprachbenutzer bewusst sein dürfte wie etwa bei Mentor / mentor, Nestor / nestor,
boykottieren / bojkotować, Silhouette / sylwetka. Hohe Frequenz weisen die Deonyme
in politischen Berichten auf, sie fehlen aber auch nicht in feuilletonistischen
Texten aus dem Bereich Kunst, Literatur, Musik, Sport und Wirtschaft (vgl.
Schweickard, 1992: 255).
Als Deonyme, appellativ-äquivalente Propria oder ‚semantische Ableitungen’
werden im Weiteren Eigennamen definiert, die ihre grundlegende Funktion eines
bloßen Referenzmittels verloren haben und im Text zu Gattungsnamen geworden
sind. Unser Untersuchungsgegenstand beschränkt sich dabei nur auf metaphorisch
verwendete Anthroponyme, auch metaphorisierte Namen oder Namenmetaphern
genannt, die bei der semantischen Verschiebung keinen strukturellen Veränderungen
im Text unterliegen. Onymische Derivate wie z.B. mephistophelisch / mefistofeliczny,
Bondologie / bondologia, lynchen / zlinczować liegen außerhalb der folgenden
Betrachtung.
Zu Namenmetaphern rechnet man Propria, die aufgrund einer semantischen
Umdeutung zu referenzfähigen prädikativen Ausdrücken geworden sind. Bei ihrer
Metaphorisierung laden sich diese Namen mit Bedeutungsmerkmalen auf, die
typischerweise mit dem Referenten des als „Bildspender“ dienenden Propriums erbunden sind und die auf dessen repräsentative Eigenschaften, sei es auf sein
Äußeres, seine Handlungen, sein Alter, seine Charakterzüge, Geistesgröße o. Ä.,
zielen (vgl. Wengeler, 2000: 304). |