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Please use this identifier to cite or link to this item: http://hdl.handle.net/20.500.12128/2914
Title: Biblioteki mniejszości niemieckiej w II Rzeczypospolitej
Authors: Gębołyś, Zdzisław
Keywords: biblioteki polskie; mniejszość niemiecka
Issue Date: 2012
Publisher: Katowice : Wydawnictwo Uniwersytetu Śląskiego
Abstract: Die deutsche Minderheit in Polen der Zwischenkriegszeit zählte etwa 741 Tausend Menschen. Die Wirtschaftskraft des Deutschtums kam in dessen Besitzstand (Industrie, Landgüter, Banken) und politische Kraft dagegen in dessen parlamentarischen Selbstverwaltungsvertretung zum Ausdruck. An allen Gebieten, wo es zahlreiche und einheitliche deutsche Gemeinschaften gab, nahmen die Deutschen am Gesellschaftsleben sehr gern teil. Räumliche Zerstreuung der deutschen Bevölkerung (Zentralpolen, Kleinpolen, östliche Wojewodschaften) war für eine Konsolidierung der Deutschen nicht günstig. Ein starkes Bindeglied zwischen den in der II. Republik Polen lebenden Deutschen waren Sprache, Glaube, Schule und Familie; auf Westgebieten und im Südpolen war es auch die Staatangehörigkeit (Preußen, Österreich -Ungarn). Ein richtiges Bollwerk der deutschen Nationalidentität zur Zeit der II. Republik Polen war die, die meisten Deutschen vereinigende evangelische Kirche. Ein starkes Identitätsgefühl hatten aber auch deutsche Katholiken. Gesellschaftliche oder politische Schichtung übte keinen negativen Einfluss auf das Nationalbewusstsidentität. Als Vertreter von den Interessen der einzelnen Gruppen der Deutschen hielten die deutsche politische Bewegung, Gewerkschafts -, Berufs - und Jugendbewegung auch Wache über die Einheit des Deutschtums. Zur Entwicklung und Aufrechterhaltung des deutschen Geistes hat in hohem Maße deutsches Schulwesen beigetragen. Bildungskulturelle Ambitionen der Deutschen wurden durch deutsche Zeitungen, deutsche Sportbewegung und deutsches Theater gestärkt. Zur Integration der Deutschen haben wesentlich deutsche Turnbewegung, deutsche Fremdenverkehrsbewegung und deutsche Sportklubs beigetragen. Die deutsche Nationalminderheit konnte ein vielfältiges und abwechslungsreiches Leben u. a. deswegen führen, dass es ihr dank internationalen Gewährleistungen (Versailler Friedensvertrag, Versailler Kleinvertrag, oberschlesisches Abkommen), Beschlüssen der Verfassung der II. Republik Polen und den einzelnen Rechtsakten sicherstellt wurde. Außerdem waren die in Polen wohnenden Deutschen von ihrem Heimatland finanziell und politisch unterstützt. Die Bibliotheken waren für die Deutschen einer von mehreren Orten, wo sie zum deutschen Wort und zur deutschen Kultur eine Verbindung haben konnten. Zur Zeit der II. Republik Polen nahmen sie am Kulturleben aktiv teil, und das um so häufiger, dass es in dieser Nationalgruppe sehr wenige Analphabeten gab. Das Kulturleben der Deutschen hatte einen Massencharakter, war differenziert und entwickelte sich stärker in den Städten, als in den Kleinstädten und Dörfern, wo Deutsche Diasporen bildeten. Die Zerstreuung störte sie nicht, aus reichem Kulturangebot in der deutschen Sprache Nutzen ziehen: deutschsprachige Zeitungen und Bücher lesen, sich die von eigenen oder ausländischen Theaterensembles auf die Bühne gebrachten Stücke ansehen. Die Deutschen nahmen gern an Kultur - und Bildungsveranstaltungen teil; großer Beliebtheit erfreuten sich dabei Film und Rundfunk. In der II. Republik Polen waren deutsche Bibliotheken ein Gemisch von verschiedenerlei Institutionen, die in organisatorischer und topografischer Hinsicht, als auch hinsichtlich der Bestimmung und Ausrichtung von ihren Sammlungen unterschiedlich waren. Ihre Sitzen befanden sich zwar auf dem ganzen Gebiet der II. Republik Polen, aber die meisten von ihnen gab es auf den von der deutschen Bevölkerung bewohnten Gebieten, d.i. in Oberschlesien, Großpolen, Pommern und in der Stadt Łódź und deren Umgebung. In den Jahren 1936 –1937 verfügten die Deutschen über 578 Bibliotheken mit Gesamtbüchersammlung von etwa 204 Tausend Bänden. Es waren meistens Volksbibliotheken (die populärste Form) und Schulbibliotheken (die Schülerbüchereien, für Lehrer, für einzelne Schulklassen und Jugendorganisationen), welche sich bei den meisten Elementarschulen, Oberschulen und Lehrerbildungsanstalten mit der deutschen Vorlesungssprache befanden. Wissenschaftliche Ambitionen der Deutschen wurden von großen öffentlich wissenschaftlichen Bibliotheken (Katowice, Poznań, Bydgoszcz, Łódź) befriedigt. Deutsche Bibliotheken funktionierten in verschiedenen Formen und organisatorischen Konstellationen. Gegründet waren sie von: evangelischen Kirchengemeinden, säkularen Gesellschaften, politischen Organisationen, Gewerkschaften und Betrieben. Für die meisten deutschen Bibliotheken trugen zwei deutsche Bibliothekverbände: Verband deutscher Volksbüchereien (VdV) und Verein Deutscher Büchereien (VDB) finanzielle und sachliche Sorge (u.a. Anlieferung von Büchern und Zeitungen und Veranstaltung von verschiedenerlei Unternehmungen). Deutsche Bibliotheken waren in der Regel ziemlich kleine Einrichtungen, welche selten über eigene Bibliothekräume verfügten (Łódź, Katowice, Poznań); sie befanden sich gewöhnlich in den zu Schulen, Büchereien, Vereinen, Kirche, Volksheime gehörenden Räumen. Deutsche Bibliotheken in Polen waren mit neuer und alter Literatur durch deutsche stattliche Institutionen und Privatpersonen institutionell versorgt. Diese Büchersammlung war noch mit den in Polen eingekauften und geschenkten Büchern ergänzt. Die Distribution von deutschen Büchern und deutscher Presse war politisches und organisatorisches Problem. Dort wo die Deutschen nicht im Stande waren, eine feste Bibliothek zu gründen, waren Bücher von Wanderbibliotheken oder Wanderlehrern vertrieben. In Polen der Zwischenkriegszeit überwog in deutschen Büchersammlungen und in wissenschaftlichen Bibliotheken die schöne Literatur in deutscher Sprache. Es gab nur wenige Beispiele von fremder Literatur (französischer, englischer, amerikanischer, russischer und skandinavischer). Die Werke von polnischen Schriftstellern und polnische Wissenschafts- -und Schulbücher waren in den deutschen Bibliotheken eine Seltenheit. In wissenschaftlichen Bibliotheken gab es etwa ebenso viel humanistische und naturwissenschaftliche Bücher. In allen deutschen Bibliotheken war deutsche Presse vorhanden. Die Bedeutung von der der deutschen Minderheit gehörenden Bibliothek hing von deren Reichweite ab. Die Indexe der Reichweite, der Leserschaftintensität und der Büchersammlungsgröße deuten darauf hin, dass deutsche Minderheit für das Angebot der Bibliotheken nicht so sehr interessiert war. Regional gesehen war die Leserschaftreichweite sehr unterschiedlich – in den Städten größer, in östlichen Wojewodschaften niedriger. Wissenschaftliche Bibliotheken, die über aktuelle Büchersammlungen verfügten und länger geöffnet waren, zogen mehrere Leser an. Der Kundendienst in deutschen Schulbibliotheken, besonders in Mittelschulen und Lehrerbildungsanstalten funktionierte sehr gut. Die während verschiedener Leserveranstaltungen und bei Buchausstellungen gemachte Werbung für Buch - u. Zeitungslektüre trug wesentlich zur Verbreitung der Leselust unter den deutschen Lesern bei. Zur Lektüre wurden die Deutschen in den Spalten der sozialpolitischen und sozialkulturellen Zeitschriften als auch der Tageszeitungen angespornt. Die Bibliotheken der deutschen Minderheit in Polen konnten nur dank aufopfernder Arbeit einer ganzen Menge der schlecht oder gar nicht bezahlten Aktivisten funktionieren. Nur wenige Bibliotheken (Posen, Kattowitz, Lodz) waren von ausgebildeten Vollzeitbibliothekaren geleitet. Die meisten in den Bibliotheken angestellten Personen förderten ihre Befähigung durch Berufserfahrung, während der in Deutschland und in Polen organisierten Fachkursen für Bibliothekare und dank der Lektüre von solchen Bibliothekszeitschriften, wie: „Schaffen und Schauen“ und „Deutsche Blätter in Polen“. Deutsche Bibliotheken in II. Republik Polen waren den Bibliothekverbänden unterstellt, an deren Spitze Verbandsbibliothekare standen. Die Bibliothekverbände bildeten dann politische und kulturelle Struktur der deutschen Konsolidationsorganisationen. Die Tätigkeit der Verbände wurde von obersten politischen Organisationen überwacht und hing von der damals geltenden kulturellen und bibliothekarischen Politik ab. Die Tätigkeit der deutschen Bibliotheken wurde stets von einigen staatlichen und privaten Institutionen finanziell unterstützt; es waren u.a.: Deutsche Stiftung, Auswärtiges Amt, Verein für das Deutschtum im Ausland, Reichsverband der katholischen Auslandsdeutschen, Gustav -Adolf -Stiftung. Bibliothekarische Hilfe für die Bibliotheken wurde von der 1926 entstandenen Zentrale f􀂁r deutsches Auslandsbüchereiwesen koordiniert. Durch deren Vermittlung wurden nach Polen deutsche Bücher und Zeitungen geliefert. Geld für Bücher, Ausrüstung und Gehalt für Bibliothekare wurde nach Polen von dem deutschen Außenministerium mittels der deutschen Geldinstitutionen übergegeben. Eine kleine Hilfe wurde den deutschen Bibliotheken auch von halboffiziellen und privaten österreichischen Institutionen geleistet. Die Bibliotheken der deutschen Minderheit dienten ihren Landsleuten, indem sie bestehende konfessionelle, politische und soziale Gegensätze überwinden halfen. Die Machtübernahme in Deutschland von Adolf Hitler im Jahre 1933 war eine wichtige Zäsur auch in der Geschichte der Bibliotheken. Seitdem waren sie zwar gezwungen, nationalsozialistische Ordnung in Deutschland mittels Buch und Zeitung zu verbreiten. Die Bücher der jüdischen Autoren wurden aus den Bibliotheken weggeworfen, Juden wurden in die Büchereien nicht hereingelassen. Deutsche Bibliotheken in Polen waren von polnischen Lesern, sogar zu dieser düsterer Zeit, gern besucht. Den in Polen funktionierenden deutschen Bibliotheken ist es aber nicht gelungen, eine Brücke zwischen der deutschen Minderheit und der polnischen Mehrheit zu bilden. Starke Antagonismen zwischen Einheimischen und Fremden konnten nicht nivelliert werden. Die durch neue „Kriegswunden“ noch verstärkten historischen Vorurteile waren eine der wichtigsten Ursachen des Verständigungsmangels. Polnische Behörde und polnische Gesellschaft waren auch misstrauisch, als viele deutsche Bibliotheken polenfeindliche: revisionistische, irredentistische und nazistische Literatur verbreiteten. Im Unterschied zu deutscher Presse wurden deutsche Bibliotheken vom Staatsapparat der II. Republik Polen nicht stets und systematisch überprüft. Solche Überprüfung hatte eher einen präventiven Charakter. Schulbibliotheken waren außerdem auch visitiert und mit der Liste der für den Schulgebrauch nicht bestimmten Bücher ausgestattet. Deutsche Bibliotheken fielen nur selten zum Opfer der Zerstörungswut. Ein Wendepunkt in deren Geschichte waren erst die 1938 von Hitler an Polen gestellten Gebietsansprüche. Seitdem waren Bibliotheken häufiger kontrolliert und in dem Zeitraum vom April zum August 1939 war ihre Tätigkeit eingestellt. Die vorliegende Monografie besteht aus 12 Kapiteln und einem Vorwort. In den einzelnen Kapiteln wurden politische, wirtschaftliche und organisatorische Umstände der Tätigkeit von den deutschen Bibliotheken geschildert. Besprochen wurden auch die einzelnen Bibliothektypen, deren Organisation, die Hauptformen der Bücheransammlung und die Sachregister als auch die Reichweite der Lektüre in den Bibliotheken. Ein anderes Kapitel wurde dem Status eines Bibliothekars in der II. Republik Polen und dessen Verbesserung gewidmet. Der Verfasser besprach, auf welche Weise die Bibliotheken der deutschen Minderheit durch den deutschen Staat unterstützt wurden. Er hob die Bedeutung der deutschen Bibliotheken für polnisch -deutsche Beziehungen hervor. Zum Vergleichszweck wurden im letzten Kapitel die von anderen Nationalminderheiten in der II. Republik Polen geführten Bibliotheken besprochen.
URI: http://hdl.handle.net/20.500.12128/2914
ISBN: 9788322620359
Appears in Collections:Książki/rozdziały (W.Hum.)

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