Abstract: | Die Christologie hat sich immer schon in der Spannung von zwei gegenüberstehenden
Ansätzen entwickelt. Man konnte entweder beim Menschen Jesus ansetzen, um zu seiner
Identität des Messias und Sohnes Gottes zu gelangen, oder beim ewigen Sohn Gottes
ansetzen und von da aus das Geheimnis der Menschwerdung betrachten. Die radikale
Verschärfung dieser Problematik geschah in den letzten Jahrhunderten infolge der „neuzeitlichen
Wende”. Dasselbe christologische Problem, durch das Dogma von Chalkedon
in der ausgewogenen Spannung gehalten, drohte den Rahmen der Definition neu zu sprengen.
In der Christologie des 19. Jahrhunderts erschien die Unterscheidung zwischen der
Christologie „von unten” und der Christologie „von oben”, in der sich die Dramatik dieser
Spannung zeigte.
Der vorliegende Artikel legt einen Überblick dieser Thematik und ihrer Entwicklung
am Beispiel einiger christologischer Entwürfe nach der „anthropologischen Wende” dar.
Es geht dabei und die Hervorhebung, dass sich die immer schon bestehende, unaufgebbare
Spannung zwischen den beiden christologischen Ansätzen seit der Aufklärung so
radikal verstärkt hat, dass man die neue Terminologie „von unten – von oben” zu recht
vorgeschlagen hat, da die früheren Probleme, etwa unter den Termini „Aufstiegs- und
Abstiegschristologie” bekannt, die Radikalität der heutigen Fragestellung noch nicht berücksichtigen
konnten.
Es wird darauf hingewiesen, dass die Christologie von unten im Kontext des Denkens
nach der „anthropologischen Wende” unverzichtbar ist, wobei immer zu bedenken ist,
dass sie allein in Aporien verwickelt ist. Daher das immer gültige Postulat, „von oben”
und „von unten” in einer möglichst engen, rational begründeten Entsprechung zu halten.
Zum Schluss werden einige neu erschienene Handbücher der Christologie im Blick
auf die Berücksichtigung der genannten Problematik kurz untersucht. |