Abstrakt: | In der Zwischenkriegszeit basierte die karitative Aktion der Diözese Kattowitz in
seiner Tätigkeit auf den Erfahrungen aus Posen und – indirekt – auch auf den der deutschen,
die in Freiburg von den Prälat Lorenz Werthmann gemacht wurden. Der Zentrale
des Caritasverbandes zu Kattowitz unterstanden die Filialen, die sich in fast allen
Pfarrgemeinden befanden, die auch mal besser, mal schlechter wirkten und mit unterschiedlichem
Erfolg die Folgen der Arbeitslosigkeit zu bewältigen probierten. Die katholischen
Aktivisten hatten keine Ambitione, Lösungen der Armutsfragen in der Veränderung
des Systems, eines sogenannten dritten Weges – einer Formation zwischen
Kapitalismus und Sozialismus, zu suchen. Im Gegensatz zu der öffentlichen Armenpflege
bemühte sich die Caritas, meistens auch erfolgreicher, individuell auf die Bedürftigen
einzugehen um dann besser gezielt helfen zu können. Es wurden Kontakte mit der öffentlichen
Armenpflege geschlossen. Gleichzeitig aber bemühte man sich auch darum,
die eigene Unabhängigkeit zu bewahren und damit den Tätigkeitsbereich nicht nur auf
die sittlichen Seiten der durch das materielle Elend hervorgerufenen Probleme einzuschränken.
Die in der karitativen Arbeit gewonnene praktische Erfahrung verhinderte
das Eintreten von Missbrauch und ließ den Vorwurf einer Tätigkeitsnaivität, besonders
wenn es um die Verteilung der materiellen Güter ging, nicht zu. Der Caritasverband war,
wenn man die unvermeidlich stark ausgebauten Organisationsstrukturen und das Ausmaß
der Bürokratisierung betrachtet, eine direkte Konkurrenz gegenüber der öffentlichen
Armenpflege, die von der staatlichen Administration geleistet wurde. |