Abstrakt: | Polnische Theologie wird hier als „Glaubenslehre” verstanden und dargestellt, d.h. als
eine einzigartige Synthese von zwei Erkenntnisarten: der Vernunft- und Glaubenserkenntnis.
Diese zwei Wege zur Enthüllung der Wahrheit werden untrennbar von der
Theologie in ihren Ursprüngen (loci theologici), ihrem Forschungsverfahren und ihrer
Sprache vereinigt, indem aus diesen zwei Wegen der eine, eigenartige gebildet wird, der
zur Wahrheit hin führt. Theologie ist somit scientia sui generis als scientia fidei, denn zu
ihrem Erkenntnisinstrumentarium gehören et ratio, et fides.
Johannes Paul II. lehrte (Częstochowa, 15. August 1991, Ansprache an die Theologen),
dass die christliche Theologie im tiefsten Sinne „Wort Gottes selbst” ist, als Teilnahme
an der „direkten” Ansprache Gottes und als Folge dieser Ansprache. „Direkt” sollte
wortwörtlich verstanden werden – erklärte der Papst – d.h. „ohne Mittler”, nicht mehr
durch die Propheten, sondern durch den Sohn, der Abbild seines Wesens ist (vgl. Hebr
1,1-2). Und schlägt folgende Definition der Theologie vor: „Wort und Lehre, die aus dem
Wort Gottes selbst entsprigen”. Den Schlüssel zum Verständnis dieses Phänomens ist das
Ereignis der Menschwerdung. Also in diesem Sinne kann die polnische Theologie auch
Weisheitstheologie (Theologie, die die Weisheit vermittelt, beibringt und weise macht)
sein: das Ziel der zu betreibenden Theologie als Wissenschaft und der Entwicklung aller
theologischen Wissenschaften.
Sofern die Weisheit als eine wirksame Synthese von Gedanken und Leben und die
Theologie als die das ganze menschliche Universum integrierende Weisheit betrachtet
wird, ist zu ihrer schöpferischen Begegnung die pneumatologische Dimension der Sicht
von scientiae fidei unentbehrlich. In ihrer tiefsten Dimension bleibt Theologie ein geistiger
Prozess, der sich im Heiligen Geist vollzieht. Es besteht ein unreduzierberes Verhältnis zwischen der existentiellen Bedeutung der
erneuerten polnischen Theologie und ihrer dienenden Funktion gegenüber dem Prozess
der Festigung der Hoffnung. Es ist eine direkt proportionale Beziehung: Je mehr die
Theologie die Hoffnung festigt, desto besser dient sie dem Leben. Es handelt sich hier um
die Hoffnung in der tiefsten, eschatologischen Perspektive, die für die „‘absolute Zukunft’,
für Gott, den ‘Hoffnungsgeber’” (Rz 15,13) offen ist. Jesus Christus ist unsere
Hoffnung (Kol 1,27). In diesem Sinne, wenn wir für die Hoffnung arbeiten, offenbart die
Theologie die tiefste Schicht ihrer Seele. Und am Ende: die Erneuerung der Theologie
in Polen, ihre Entwicklung und Zukunft hängt vor allem davon ab, ob sie aus Liebe –
als Quelle und Grundprinzip – betrieben wird. |